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Impressionen
HAC4-Auswertung
Folgaria-Riva

Es war schon ein komisches Gefühl am Morgen der letzten Etappe: Sollte nun bald alles vorbei sein? Es könnte doch noch ein paar Tage so weiter gehen...
Bis Riva standen zunächst noch einmal 68,42 Kilometer über 2256 Höhenmeter an. Zumindest, wenn alles glatt gegangen wäre. Doch es sollte ein wenig anders kommen...

...als wir (und die Mehrzahl aller anderen Teilnehmer auch) uns das gedacht hatten. Folgaria verließen wir bergauf auf einer breiten Straße. Ein Blick auf das Höhenprofil hätte uns da schon stutzig werden lassen müssen. Doch offensichtlich hatte sich das niemand genau eingeprägt, und so fuhren wir erst einmal vier Kilometer, bis sich das Feld plötzlich staute. Und zu unser aller Verblüffung kamen uns wieder Biker entgegen. Was war passiert? Anscheinend hatte sich das Feld in Vorfreude auf das Nahe Ende der Tour verfahren. Nur der erste Startblock war richtig weggekommen. Wie solch eine Lücke entstehen konnte, damit dies passierte, ist mir bis heute noch nicht klar... Zurück an einem Abzweig wusste zunächst niemand, wo es lang ging. Offenbar hatte noch nicht einmal jemand sein Road Book dabei...

Erst als uns ein Motorradfahrer des Begleitteams “aufspürte” und herzhaft lachte, konnte der Irrtum aufgeklärt werden. Es ging zurück nach Folgaria. Der Kilometerzähler zeigte nun schon fast 10 Kilometer und über 200 Höhenmeter an, die wir in die falsche Richtung gefahren waren. Recht schnell wurde dann aber der Monte Finonchio erklommen, um anschließend die technisch anspruchsvollen Trails über Zaffoni bis Rovereto zurückzulegen. Diese sollten für einige Teilnehmer noch einmal zur Sturzfalle werden, um daraufhin den Streckenarchitekten in sämtlichen Sprachen lauthals zu verfluchen. Kein Wunder, hatten zu diesem Zeitpunkt Kondition und Konzentration schon stark nachgelassen.

Hinauf zum Passo Bordala gab es noch einmal mehr als 1000 Höhenmeter auf asphaltierter Straße zu bewältigen. Es war wieder ein glühend heißer Tag, und trotzdem wurde gestrampelt, was das Material her gab. Leider zeigte auch dieses langsam Ermüdungserscheinungen, und so erwischte es mich an der steilsten Stelle, kurz vor der Passhöhe, mit einem Defekt: Die Sperrklinken des Freilaufes griffen nicht mehr, und ich trat ins Leere. Doch im Bewusstsein, bis Riva fast nur noch bergab fahren zu dürfen (und nicht treten zu müssen), rannte ich die Steigungen vollends hinauf, strampelte mich wie Freiherr von Drais in der Ebene voran und nahm bergab allen Schwung mit, den ich bekommen konnte. So schaffte ich es bis zur Verpflegungsstelle und staunte dort nicht schlecht, als ich fünf Minuten auf meinen Partner warten musste. Der Defekt hatte wohl meinen Ehrgeiz geweckt und ungeahnte Energien freigesetzt...

Eine ordentliche Menge Öl für den Freilauf bewirkte ein kleines Wunder, und ich konnte meine Fahrt fast unter normaler Last wieder fortsetzen. Das war auch gut so, denn mitnichten ging es bis ins Ziel nur bergab! Die Pianaura-Trails entpuppten sich als Federgabel und Dämpfer-Teststrecke und waren technisch SEHR anspruchsvoll. Es war eine prickelnde Herausforderung, im Sattel sitzend dort hinabzufahren. Auch ein kleiner Überschlag, der ohne Blessuren abging, konnte mich davon nicht abhalten.
Über Massone ging es durch Olivenhaine bis Arco, von dort ab in schneller Fahrt auf der Bundesstraße nach Riva. Mit irrem Tempo und höchsten Pulswerten gaben wir noch einmal alles, um ein paar Plätze gutzumachen. Und so erreichten wir mit Platz 114 das auf dieser Tour beste Tagesergebnis. Glücklich überquerten wir die Ziellinie und waren sichtlich gerührt, als wir dort gleich eine Medaille um den Hals gehängt bekamen. Wir hatten es geschafft!
Später offenbarte ein Blick auf den Kilometerzähler, dass wir heute 79,94 Kilometer weit gefahren waren.

Im Gesamtklassement der Herren belegten wir Platz 140 in 56 h 08 min 44,3 sec. Das war ein Ergebnis, das unseren Erwartungen entsprach, vor allem nach dem verhaltenen Beginn. Dies zeigte uns, dass mit etwas mehr Zeit für die Vorbereitung auch ein besseres Abschneiden möglich gewesen wäre. Wir waren mit dem Ziel angetreten, ohne Zwischenfälle in Riva anzukommen, was uns sehr gut gelungen war. Ohne Platten, technische Defekte (bis auf den obigen) und folgenreiche Stürze war die Transalp Challenge 2001 für uns ein unvergessliches Erlebnis, bei dem wir die physischen Grenzen “erfahren” durften. Den Gedanken, uns auch 2002 um einen Startplatz zu bemühen, haben wir auf jeden Fall schon gefasst...